Very Nice

Vor 14 Jahren, als Sacha Baron Cohen erstmals den Borat-Schwimmanzug, den Mankini, überstreifte und die Filmwelt mit investigativen Nachforschungen eines kasachstanischen TV-Reporters in den „US and A“ überraschte, wollte Kasachstan den Schauspieler und seien Produktionsfirma noch verklagen.

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So wollten die Kasachen vor der Welt nicht dastehen.
Das große Staunen begann für den ehemals sowjetischen Satelittenstaat Russlands aber schon kurz darauf, während der Film um die Welt ging. Stieg das Interesse an Kaschstan. Die touristischen Ankünfte stiegen um sagenhafte 600.000 und die Anzahl der beantragten Visa um 1000%. Mehr als 30 Millionen Menschen haben den Film gesehen und die Steigerung des Tourismus in Kasachstan konnte sich in den 5 Jahren nach Erscheinen des Films auf 45% stabilisieren. „It was a great triumph for us, I am grateful to Borat for helping to attract tourists to Kazakhstan“  meinte 2012 der Außenminister Yerzhan Kazykhanov.

Die mit Amazon produzierte und vor einigen Tagen veröffentlichte Fortsetzung, immer noch ist Borat unterwegs in den „US and A“, allerdings nachdem er einige Zeit daheim in einem Gefängnis verbringen musste,  veröffentlichten die „echten“ Kasachen eine umfangreiche Werbekampagne über Kasachstan als Tourismusdestination unter dem Titel „very nice“.
Humor kann man sichtlich nicht kaufen, hier der link zu den Filmen auf youtube;
https://www.youtube.com/watch?v=eRGXq4t9wY4&feature=emb_title

 Flashmob mit den Borat-Badeanzügen, den Mankinis, im November 2017 in Astana, der kasachischen Hauptstadt, die 2019 in „Nur-Sultan“, nach dem zurückgetretenen Präsidenten Nursultan Nasarbajew, umbenannt.

Im zweiten Teil, der in aller Stille und großes Aufsehen gedreht wurde, macht sich Cohen erneut über Amerika, diesmal das Amerika Donald Trumps, lustig. Er nimmt nicht u.a. den amerikanischen Vizepräsidenten Mike Pence und den ehemaligen New Yorker Bürgermeister, der sich heute Trumops Anwalt nennen darf, Rudolpg Giuliani, aufs Korn – er führt sie regelrecht vor. Kinostart gibts diesmal keinen, Amazon-prime zeigt das neue Opus online.

 Das bringt auch die Strategie einiger lokaler Förderer durcheinander, die in den meisten Fällen davon ausgegangen sind, nur Filme zu fördern, die irgendwie direkt einen touristischen Impact haben. Als im Idealfall der jeweilige Landeshauptmann als Kirtagskönigin in einer Hauptrolle. Ganz so schlimm ist es zwar nicht, aber fast. In einigen Bundesländern ist diese Förderung nicht in der Abteilung Kultur sondern gleich in der Abteilung Fremdenverkehr angesiedelt.
Das Beispiel Borat zeigt, dass dieser simple Bezug nicht wirklich immer aufgeht, im Gegenteil: bad film ist good film müßte die Devise jetzt heißen.

Die von den Spezialisten für volkswirtschaftliche Betrachtungen in Sachen Film, „paul und collegen – Wien und Berlin“, verfasste Studie über den Zusammenhang Tourismus und Film zeigt eindeutig den Zusammenhang. TV Produktionen, die in Österreich produziert und in Deutschland ausgestrahlt werden, erreichten zwischen 2014 und 2018 zusammengerechnet knapp 500 Millionen Zuschauer bei unserem größeren Nachbarn. Internationale Großproduktionen, die in diesem Zeitraum in Österreich gedreht wurden, darunter Mission Impossible 5 oder James Bond – Spectre, wurden weltweit von mehr als 220 Kinobesuchern gesehen. Den Werbewert dafür zu berechnen, ist das eine (macht lt. paul &collegen etwa 250 Millionen Euro pro Jahr aus – gegenüber dem Werbewert des Neujahrskonzerts, das weltweit ausgestrahlt wird, von berechneten 35 Millionen), aber konkrete Auswirkungen sind das andere. Die Region „Wilder Kaiser“, wo die 130 Episoden des „Bergdoktors“ gedreht wurden, verzeichnete, wurden im Durchschnitt 27% mehr Sommergäste (das sind 280.000 Gäste) gezählt. Aber der Erfolg stellt sich nicht von selbst ein, wie zwei Statements zeigen:
„Das Vertrauen, das wir zur Produktion aufbauen konnten noch bevor eine Entscheidung für den Drehort fiel, war sehr wichtig.“ (Jakob Falkner, Geschäftsführer Bergbahnen Sölden)
„Der Erfolg ist passiert, die Entscheidung den ‚Bergdoktor‘ zu unterstützen haben wir aktiv getroffen. Entscheidender Erfolgsfaktor war die Tatsache, dass wir die echten Ortsnamen hineinverhandelt haben“. (Lukas Krösslhuber, Tourismusverband Wilder Kaiser)
Das und ein proaktives Konzept, die Serie für die Bewerbung der Tourismusregion zu nutzen, waren dafür notwendig.
Ähnliches gilt auch für Tirol, dass seit Jahren aktiv auf sogenannte Bollywood Filme setzt, die ihrerseits die Bergkulisse als sehr attraktiv empfinden. Die Zahl der Touristen aus Indien konnte um 76% gesteigert werden.
So gesehen hat „very nice“ in Kasachstan Potential.

Nachsatz: selbst der 3. Mann, die Krimiverfilmung aus 1949 und der Musical-Kitsch „Sound of Music“ locken heute noch tausende Besucher zu den Drehorten bzw. der seit fast 20 Jahren stattfindenden „3.Mann – Kanal Tour“ in Wien.