"Großer Badabumm" - mit diesen Worten beschreibt Milla Jovovich, Darstellerin der „Leeloo“ in dem Film „Das 5. Element“, die große Explosion, der sie als 5. Element zum Opfer fiel. Mit einem großen Badabumm setzte ein Handelsgericht im Pariser Vorort Bobigny Luc Bessons Produktionsfirma Europacorp unter Gläubigerschutz. Das Unternehmen ist mit einem zweistelligen Millionenbetrag überschuldet, berichtet Wolfgang Ritzberger.
Der Film „Das 5. Element“ war auch so eines der Lieblingsprojekte des französischen Regisseurs, das schon seit Kindheitstagen in seinem Kopf herumgeisterte. Das Projekt wurde in den 90er Jahren von Gaumont (älteste existierende Filmproduktionsfirma der Welt) und Warner Brothers in Angriff genommen und dann vorübergehend von den Amerikanern gestoppt, weil die Produktionskosten auf mehr als 100 Millionen Dollar kletterten. Erst als Besson mit „Leon, der Profi“ mit Jean Reno und der noch sehr jungen Natalie Portman ein auch kommerzieller Erfolg gelang, traute sich Warner Brothers auch über das 5. Element.
Die Befürchtungen waren übrigens berechtigt, in den USA enttäuschten die Einspielergebnisse, erst das mehr als doppelt so hohe Box-Office, das weltweit erzielt werden konnte, machte ihn zum Erfolg. Und bis „Lucy“ im Jahr 2015, also fast 20 Jahre lang, galt er auch als kommerziell erfolgreichster Film Bessons. Da spukte dem Franzosen allerdings schon längst der nächste Film im Kopf herum, den er unbedingt machen wollte: „Valerian und die Stadt der tausend Planeten“. Allerdings, der Traum aus dem französischen Comic „Valerian et Laureline“ einen Spielfilm zu machen, entwickelte sich schließlich zum Albtraum.
Das Unternehmen Bessons soll mit 220 Millionen Euro in der Kreide stehen, etwa 180 Millionen teilen sich auf mehr als 20 Banken auf, für den Rest steht die Filmfinanzierungsfirma Vine mit in der Gläubigerschlange. „Valerian“ erreichte gleich zwei Rekorde, teuerster europäischer Film aller Zeiten mit mehr als 190 Millionen Produktionskosten und wahrscheinlich auch größter Flop. In Frankreich und in den USA hat der Film etwa gleich wenig eingespielt, in China rund ein Drittel mehr. Für sich betrachtet sind das zwar keine schlechten Einspielergebnisse, etwa 40 Millionen in den USA und zu Hause und rund 60 in China, aber etwas mehr als 220 Millionen weltweit sind weit, weit weg vom Breakeven. Die Aktie der Europacorp sank von 14 Euro Ausgabekurs auf etwa 80 Cent, neben dem Streubesitz gehört seit 2016 ein Drittel des Unternehmens der Fundamental Film Hongkong und ein Drittel gehört Besson selbst.
Seine Tage in der operativen Führung dürften aber gezählt sein, keiner der Gläubiger oder Eigentümer, so berichten französische Zeitungen, wollen ihn mehr in der Geschäftsführung sehen. Außerdem sieht sich Besson auch etlichen Vorwürfen wegen sexueller Übergriffe ausgesetzt, die er aber heftig bestreitet. Ein Verfahren wurde von der Staatsanwaltschaft eingestellt, dafür aber mehrere neue Verfahren begonnen. Die Ablösesummen, auf die sich der US-amerikanische Produzent Harvey Weinstein im Zivilprozess geeinigt hat, 44 Millionen Dollar, wird Besson eher nicht zahlen können. Obwohl er trotz der Pleite nicht am Hungertuch nagen muss, trotz Krise und Schulden, hat er sich laut dem Branchendienst cinefinances.info ein Jahresgehalt von mehr als 4 Millionen Euro genehmigt, für „Valerian“ noch eine Million oben drauf.
Gesucht wird jetzt, neben einem neuen Chef, auch ein neues Konzept. Derzeit prüft man die Serienfähigkeit der „alten Stoffe“ und Erfolge Bessons, sein neuester Film „Anna“ kommt im Sommer ins Kino, er allein wird aber das Steuer auch nicht herumreißen können. Fazit: Die Idee Bessons, dem US-amerikanischen Unterhaltungskino mit einer europäischen Variante etwas entgegen halten zu können, ist offensichtlich gescheitert. Die Ursachen dafür dürften nicht so leicht zu eruieren sein: Ganz sicher „Valerian“, für den Film hat Besson volles Risiko genommen, seine Privatentnahmen waren dann auch schon gleich. Die Frage, ob ein „besserer“ Valerian alles hätte verhindern können? Ja eh, hätti, wari, könnti, däti!