Die stillen Helden

Die stillen Helden der Fernseharbeit, so könnte man die TV-Regisseure, die sozusagen für die tägliche Kost sorgen, auch nennen – werden oft zu Unrecht unterschätzt. Einer von ihnen ist Rainer Hackstock, der sich von „Tom Turbo“ zu „SOKO Kitzbühel“ hinaufgearbeitet hat. Ein Portrait von Wolfgang Ritzberger.

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Rainer Hackstock 

Die Schlacht entscheidet sich beim Drehbuch, ist Rainer Hackstock überzeugt: „Mit einem guten Drehbuch hat man die Chance, einen guten Film zu machen. Mit einem schlechten Drehbuch helfen auch die besten Darsteller, das schönste Licht und die raffiniertesten Schnitte nichts. Und Rainer Hackstock weiß, wovon er spricht – auf beiden Seiten. Aus seiner Feder stammen Drehbücher für TV-Erfolge wie „Kommissar Rex“, „Schlosshotel Orth“, „Schnell ermittelt“, „Die Lottosieger“ oder „Cop Stories“. Als Regisseur inszenierte er unter anderem 25 Folgen der Serie „Tom Turbo“ und mit den heuer noch zu drehenden Folgen insgesamt 17 Folgen von „SOKO Kitzbühel“. Hackstock ist Absolvent der Filmakademie in Wien (Produktion und Kamera) und studierte anschließend an der Regent University in Virginia Beach in den USA, wo er 1992 mit dem Master of Arts im Fach Regie und Drehbuch abschloss.

 

„Ich bin aus den USA gekommen und hab geglaubt: So jetzt geht’s los. Und dann war da mal gar nix“, erzählt Hackstock von seinen Anfängen. So begann er mit Jobs als Fahrer, zweiter Kameraassistent und Produktionsassistent, bis er beim „Stockinger“, dem Spin-Off des „Kommissar Rex“ mit dem herrlichen Karl Markovics als eigenwilliger Kriminalbeamter Stockinger, als Regieassistent anheuerte und schnell begriff, dass er noch sehr viel zu lernen hatte. Als Drehbuchautor gelang es ihm, Anfang der 2000er etwas leichter Fuß zu fassen, schon bald war er bekannt und gehörte zu den Stammautoren einiger sehr bekannter TV-Serien. Aber wie das so ist bei Filmschaffenden, wirklich gut leben kann man davon noch nicht. Vor allem, wenn man Familie hat - Rainer ist verheiratet und hat heute zwei erwachsene Söhne. „Für die Familie war es nicht immer leicht, und selbst geht’s einem auch gar nicht gut dabei.“ Aber nur der lange Atem zählt und das Quäntchen Glück, das dazu gehört, trifft, wie es so schön heißt, die Vorbereiteten.

 

„Tom Turbo“ war so ein Glücksfall, eine Serie bei der Hackstock zeigen konnte, dass er nicht nur Regie führen, sondern auch mit Kindern arbeiten kann. Die Zusammenarbeit mit dem durchaus als eigenwillig bekannten Thomas Brezina schildert er so: „Thomas hat sich die irrsten Geschichten ausgedacht, und wir haben das jedes Mal umgesetzt. Das war nicht immer einfach, aber in puncto Kameratricks, CGI oder Greenbox war das die beste Spielwiese. Die damals gesammelte Erfahrung hilft mir bei meinen TV-Werbungen, aber auch bei ‚SOKO Kitzbühel’. Nach einer weiteren Kinderserie in Deutschland, bei der er für Buch und Regie verantwortlich war, gelang ihm 2014 endlich der Sprung zum „Erwachsenenfernsehen“: Er führte Regie bei drei Folgen von „SOKO Kitzbühel“ und gehört seitdem zur Stammmannschaft.

 

Neben der erfolgreichen ORF-/ ZDF-Koproduktion arbeitet er an Konzepten für längere Formate, denn sein nächstes Ziel ist ein fiktionaler Langfilm - für das Fernsehen oder für das Kino. „Es wartet ja keiner auf mich, mittlerweile weiß ich das. Das bedeutet, ich werde auch für den nächsten Schritt genauso hart arbeiten wie bisher.“ Generell bedauert er es, dass Kindern im fiktionalen Bereich so wenig Stellenwert eingeräumt wird. Er hält das für falsch, denn Spielfilme mit Kindern oder über sie, sind immer Geschichten, die - auch wenn ein Erwachsener das Drehbuch geschrieben hat - uns Kinder erzählen. Er hofft auch, dass das fiktionale Fernsehen nicht aus Kostengründen verschwindet, denn die Konkurrenz durch die neuen Broadcaster wie Netflix oder Amazon sei schon gewaltig. Aber die TV-Anstalten suchen derzeit nach Antworten und begeben sich ebenfalls in den Bereich der online abrufbaren Inhalte über Mediatheken oder eigene VOD-Plattformen.

 

Auf die Frage, was ihm beim Filmemachen am wichtigsten sei, meint er: „Den Menschen Mut zu machen, Lösungen zu zeigen, Vorbilder zu liefern.“ Hackstock steht zur Sparte „Unterhaltung“, will diese aber immer mit Inhalt und Qualität gepaart wissen. Im fiktionalen Sektor der TV-Welt arbeiten zu dürfen ist für ihn ein großes Privileg, und sein Ansporn ist es, jedes Werk besser zu machen als das vorherige. Hackstock ist jetzt Anfang 50 und hofft, noch viele Serienepisoden und Filme drehen zu dürfen. Viele Drehbücher geschrieben zu haben, sieht der Niederösterreicher bei der Regiearbeit nicht als Nachteil. „Diese Erfahrung hilft mir, Schwachstellen zu erkennen. Bereits bei den Vorbereitungen kann ich unterstützend einwirken. Denn das Publikum will immer noch gute Geschichten sehen.“ Den Stellenwert von TV-Serien betrachtet er wie die US-Sender: das Fernsehen sei das Kino von heute - sprach’s und eilte zu einer Drehbuchbesprechung für eine neue Folge von „SOKO Kitzbühel“.