DIE Koller

Kommentar fast überflüssig – aus Anlass des Schnittpreises des deutschen Verbandes 2018 habe ich einen kurzen Beitrag über Ingrid Koller geschrieben, deren Schnittkunst der Erfolg des Filmes „Die beste aller Welten“ mitzuverdanken ist.

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Ingrid Koller 

Wolfgang Ritzberger, Produzent von „Die beste aller Welten“, berichtet über Ingrid Kollers Beitrag zum Gelingen des Films.

Bei der Besetzung der diversen Departments haben wir Regisseur Adrian Goiginger weitgehend freie Hand gelassen, beziehungsweise hat er unsere Vorschläge relativ konsequent nicht weiterverfolgt. Aber das war in Ordnung für uns, es ist ja sein Film. Lediglich für den Schnitt wollten wir ihm unbedingt so viel Erfahrung wie möglich an die Seite geben, im Schneideraum entsteht der Film ja bekanntlich ein drittes Mal (mit dem Drehbuch das erste Mal, beim Dreh das zweite Mal). In den kleinen Kammerln, in denen üblicherweise der Schnitt stattfindet, entscheidet sich, ob das Puzzle auch wirklich zusammenpasst. Ingrid Kollers Zusage war daher entscheidend. Nach einer Drehwoche richteten wir für sie den Schnittplatz gleich neben dem Hauptset ein, und schon bald konnte man sich durch die als Edit-Suite adaptierte Wohnung nur mit einem Nebelhorn orientieren, „die Koller“ scheint die letzte aufrechte Raucherin zu sein.

 

In dieser ersten Phase hatte Adrian genug zu tun, um Ingrid Koller von seinem Konzept zu überzeugen: zwei Kameras, beide eher weitwinkelige Einstellungen, keine klassischen Auflösungen (Establishing, Close Ups, Material für Zwischenschnitte) und alles aus der Sicht des Kindes. Dann aber geschah genau die Magie, die uns den ganzen Film über begleitet hat. Ingrid Koller ging in ihrer Arbeit noch weit über das hinaus, was sich der Regisseur vorstellte. Adrian berichtete immer, dass er am Abend schon fix und fertig war und Ingrid ihn heimschickte („Schlaf dich aus!“), um dann noch weiter am Film zu arbeiten. Sie hat das notwendige dramaturgische Gefühl, die Erfahrung und das Können, um in diesem Film mit so gut wie allen Regeln zu brechen. Mitgerissen von der Geschichte, die hier erzählt wird, fallen uns aber all die Jump Cuts und anderen „Nonos“ überhaupt nicht auf, im Gegenteil. Und genau das macht ein Meisterwerk aus. Und jetzt, nach mehr als 70 Awards im In- und Ausland wird es endlich Zeit, dass „die Koller“ endlich den verdienten Award dafür erhält. Denn ohne sie wäre „Die beste aller Welten“ keine „beste“ geworden.

Als wir die DVD vorbereiteten, erklärte sich Ingrid bereit, ein Making-of zu schneiden. Wir hatten Stunden an Interviews, Making-of-Material, also jede Menge Footage. Auf der Suche nach einer Assistentin für sie wurde uns eine junge, sehr beschäftigte und gut ausgebildete (Bachelor und Master Degree) Kollegin empfohlen, die auch sofort zusagte. Sie könne nur am Abend kommen, da sie tagsüber bei einem Projekt beschäftigt sei, aber als sie hörte, sie dürfe mit „der Koller“ arbeiten, sagte sie, ohne nachzudenken, sofort zu.

P.S.: Es klingt heute wie Hohn, aber ich hatte vor dem Rohschnitt alle Hände voll zu tun, um das Ergebnis anderen (ich schreib nicht wem gegenüber, weil ich sonst verklagt werde - es war nicht der ORF!) gegenüber zu verteidigen, die den Film, so wie wir ihn heute kennen, als misslungen empfanden und, wörtlich, eine Evaluierung des Duos Ingrid und Adrian verlangten.