Die Wirklichkeit scheint heute weit von der Wahrheit entfernt zu sein, diese Frage beschäftigt seit März diesen Jahres fast alle Menschen. Der Film handelt genau davon, was können wir, was sollen wir und was dürfen wir glauben – das Thema: Hanf beziehungsweise des „Cannabusiness“, wie es die Amerikaner mittlerweile nennen, das Milliardenumsätze verspricht und in den Staaten, die den Gebrauch von Cannabis, meist einhergehend mit einer Liberalisierung, gesetzlich eindeutig geregelt haben, zu einem Boom führen.

Zwar spielt ein Österreicher, der Gründer der bwin Plattform Manfred Bodner, international eine nicht unbedeutende Rolle als Unternehmer und Investor, aber Österreich selbst scheint diese Entwicklung zu verschlafen. Aus Angst vor chaotischen Zuständen (und den Schlagzeilen des Boulevards) ignoriert die Politik alle Anläufe der WHO und der UNO, Cannabis von der Liste der gefährlichen Drogen zu streichen und es mit Alkohol oder Kaffee (der zählt auch zu den psychoaktiven Substanzen) gleichzusetzen.

Für das Unternehmen Deep Nature Project aus Gols im Burgenland ist das eine Existenzfrage. Die Firma ist der größte Anbieter von sogenannten CBD Produkten, also THC-freien Cannabisprodukten, in Österreich und exportiert 80% der Produktion. Gibt Österreich den Intentionen der Pharmalobby, die alle Cannabisprodukte als Arzneien klassifiziert haben möchte, oder den Befürchtungen eher konservativer Politiker nach, muss Andrea Bambacher die Firma ins Ausland übersiedeln. Die zahlreichen Shops müssten schließen. Der Film erzählt auch vom zähen Kampf der Andrea Bambacher um ihre Firma und den Vorurteilen, mit denen sie konfrontiert war und ist. Sie und der Obmann und Gründer des Hanfverbandes, David Rosse, der seit Jahren für eine Liberalisierung kämpft, mussten sich immer wieder mit den Behörden und der Justiz auseinandersetzen, denn Hanf wird immer noch mit Haschisch und Haschisch mit Drogensucht gleichgesetzt.

Den schlechten Ruf verdankt Hanf dem Chef des Federal Bureaus of Narcotics in den USA, Harry J. Anslinger, dessen zum Teil rassistische Propaganda dazu führte, dass Haschisch von der UNO 1961 auf die Liste der besonders gefährlichen Drogen, gemeinsam mit Opiaten, also Morphium und Heroin, gesetzt wurde. Dessen ungeachtet betreibt der Hollywood-Schauspieler James „Jim“ Belushi in Oregon, dass Cannabis liberalisiert hat, eine Hanffarm und sorgt mit seiner Sitcom „Growing Belushi“ in den USA für Aufmerksamkeit. In Österreich darf nur die AGES, die staatliche Gesundheitsagentur, THC-hältigen Hanf produzieren. Ihr bester Kunde, das deutsche Pharma Unternehmen Bionoric, wurde vom kanadischen Branchenriesen Canopy Growth gekauft, seitdem ist die AGES ihren Kunden los. Manfred Bodner nennt das eine versäumte Chance, denn statt Österreich den Markt zu öffnen, ist er jetzt komplett zu und die big player werden in Zukunft etwa in Portugal, wo die Liberalisierung, wie in Kanada, zu einem Boom geführt hat, einkaufen gehen. Bodners eigene Pläne konzentrieren sich deshalb auch auf derartige Projekte in Portugal. In Österreich lädt die WKO für November 2020 zu einem webinar über die Hanfindustrie in Portugal und in Israel, möglicherweise ohne, dass die heimische Politik hier jemals mitgeht. Möglicherweise weil sie sich vor Haschtrafiken fürchtet, oder zumindest den Schlagzeilen darüber – womit wir wieder bei den Fake News wären.